Optimale Ablauforganisation

Ein Fachmann für organisatorische Abläufe untersuchte die Arbeitsweise eines Symphonieorchesters. Er kam zu folgendem Resultat:

Die Oboisten hatten während langer Zeitabschnitte nichts zu tun. Er empfahl, die Anzahl der Oboisten einzuschränken und die Arbeit gleichmäßiger über das ganze Konzert zu verteilen, um unnötige Belastungsspitzen zu vermeiden.
Weiter stellte er fest, daß alle zwölf ersten Violinen dieselben Noten spielten. Seiner Meinung nach war das überflüssig. Die Besetzung dieses Orchesterteils könnte drastisch verringert werden. Sollte es wichtig sein, ein großes Tonvolumen zu erreichen, empfähle sich der wirtschaftlichere Einsatz von elektronischen Verstärkern.
Störend auf eine gleichmäßige Auslastung der Orchesterkapazität wirkte sich die große Anzahl von Sechzehntelnoten, Zweiunddreißigstelnoten und Triolen aus. Dabei handelte es sich um eine überflüssige Verfeinerung, und der Organisationsfachmann empfahl, daß alle Noten zur nächsten Achtelnote aufgerundet werden sollten. Diese Maßnahme würde es ermöglichen, einen Großteil der teueren Orchestermitglieder durch angelernte Kräfte mit geringerem Lohn zu ersetzen.
Er bemerkte, daß zu viele Abschnitte der Musikstücke wiederholt wurden. Hier sollte stark vereinfacht werden. Besonders nutzlos fand er es, wenn z. B. die Blasinstrumente eine Reihe von Takten wiederholten, die von den Streichern vorher schon zufriedenstellend ausgeführt wurden.
Er fand weiterhin, daß, wenn alle unnötigen Wiederholungen und Abschnitte ausgelassen würden, das ganze Konzert auf 20 Minuten reduziert werden könnte, so daß keine Orchesterpause notwendig wäre. Es war ihm aufgefallen, daß die Aufmerksamkeit der Zuhörer bei einigen Passagen bedeutend geringer war als bei anderen; durch Streichung dieser Teile wäre ein weiterer Nutzeffekt zu erzielen.
Die vierzehn verschiedenen im Orchester verwendeten Instrumententypen waren dem Fachmann ein Dorn im Auge. Einen besonderen Rationalisierungseffekt versprach er sich von der Verwendung jeweils nur eines einzigen Typs eines Blas-, Streich- oder Schlaginstruments. Die Notenpartien müßten in diesem Fall durch Transponierung angepaßt werden, worin er technisch keine Schwierigkeit sah.
Der Dirigent stand diesen Vorschlägen im Prinzip nicht feindlich gegenüber, bemerkte jedoch, daß im Falle der Durchführung ein drastischer Rückgang des Verkaufs von Eintrittskarten die Folge wäre. Der Organisationsspezialist betrachtete das als Vorteil, weil dann Teile des Konzertsaals geschlossen werden könnten, wodurch Gemeinkosten wie Licht, Platzanweiser, Heizung, Stuhlabnutzung etc. gesenkt werden könnten.